Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Bockworscht im Christianental 09.07.2018 Der Harz ist ein beliebtes Reiseziel und Wernigerode ist eine der Perlen am Fuße der Berge mit Blick zum Brocken. Man sagt, die Stadt habe den schönsten Blick zum Brockenplateau. Man sagt auch, in der Stadt kann man wunderschöne Fachwerkhäuser sowie das schönste aller Rathäuser der Region bewundern. Auf einer Anhöhe über Wernigerode, rund einhundert Meter über der Stadt, bewacht ein Schloss die vielen Häuser. Fährt man auf die Stadt zu, erkennt man die Silhouette vom Schloss schon aus der Ferne. Was man nicht sieht, sind die kleinen Schätze der Natur, die sich rings um die Stadt in den Seitentälern und den Wäldern verbergen. Eines von ihnen ist das Christianental mit dem Wildpark. Dort bin ich schon mehrmals vorbeigefahren, ohne wirklich zu bemerken, was sich hier verbirgt. Ein Blick auf die Karte verrät außerdem, dass hier der Stempelkasten Nr. 32 am gleichnamigen Gasthaus Christianental als Lohn winkt. Der Sonntagnachmittag ist gerettet. Wernigerode empfängt uns mit einer Baustelle, der dazugehörigen Straßensperrung und natürlich der Umleitung durch die Wirrungen eines Gewerbegebietes. Prima, so lerne ich eine neue Streckenführung kennen und komme nahe einem Kreisverkehr am Amtsgericht wieder auf die Bundesstraße. Ich folge dem Lauf der B244, vorbei an der „Schönen Ecke“, in Richtung Elbingerode. Dort, wo man rechts zum Aldi abbiegt, blinke ich links. Die kleine Strasse ist hoffnungslos zugeparkt, denn der Aldi-Parkplatz ist sonntags gesperrt. Für einen ehemaligen Außendienstler allerdings keine Herausforderung. Während viele wieder zur Hauptstraße streben, nimmt mein Fahrzeug einen leicht verbogenen Platz ein. Später werden es andere mir gleich tun. Zunächst verweilen wir an einem Teich am Eingang des Tales. Ein Refugium für Enten mit Bänken am Ufer, um dem Treiben und Geschnatter zuzuschauen. Während wir die Bank nutzen, erschnüffelt sich Lily die nähere Umgebung. Die Augen unserer Hundelady leisten nicht mehr viel, Lily ist oft unsicher und knurrt oder bellt auch schon mal, wenn ihr jemand, besonders andere Hunde, zu nahe kommen. Sind wir allein mit ihr, so wie in diesen Minuten, darf sie auch mal ohne Leine schnüffeln und die News aus der „Hundezeitung lesen“. Mein kleines Zipperlein heißt „Rücken und Hüfte“, was mich nicht daran hindert, eine Schweinstaue zu besteigen und einen auf „Sitting Pig“ zu machen. Einen Zuschauer habe ich auch und der grinst über sein ganzes Gesicht, als ich wieder „absteige“. Manchmal gehen auch bei einem Rock-Harz-Rentner die „Schweine durch“. Als die Wenigeröder Schlossbahn vom Berg herunter und knapp an den parkenden Autos vorbei rattert, stehe ich zum Glück wieder auf beiden Beinen. Mit Lily an der Leine gehen wir den gemächlich ansteigenden Weg hinauf zum Gasthaus, an den großzügig angelegten Gehegen entlang. Ziegen, Zicklein, Rehe, Rebhühner und sogar der Lux können zusehen, wie die Menschen behäbig bis schwerfällig hinter den Abzäunungen nach oben streben. Schon oft ist mir durch den Sinn gegangen, was Tiere „denken“ mögen, wenn sie uns Menschen zusehen. Es kann nicht viel Schmeichelhaftes sein, denke ich weiter, wenn ich an manchen meiner „Artgenossen“ denke. Ein Glück, dass sie nicht sprechen und wir nicht ihre Ausdrucksweise verstehen können. Es könnte für manchen von uns peinlich werden. Nach wenigen hundert Metern kommt das Gasthaus in Sichtweite. Ich bin ganz froh, dass diesmal der Weg nicht länger ist. Beim Absteigen vom Schwein, ist in meinem Gerüst irgendetwas verrutscht und das tut weh. Lily und ich suchen einen Tisch etwas abseits und Frauchen sondiert das Angebot. Schon von weitem habe ich BOCKWORSCHT mit Kartoffelsalat auf einem Schild gelesen. Genau mein Ding! Wann und vor allem wo bitteschön, kann man heutzutage in eine Gaststätte kommen und Bockwurst bestellen?? Nicht aus Geldmangel, sondern weil man zu Hause im Topf keine „Opferwurst“ hat, damit die zweite und dritte wirklich gut schmecken. Eine Bockwurst vom Kiosk wird nur noch von Bratwurst mit Senf übertroffen. Nach wenigen Minuten hatte ich eine Bockwurst mit Kartoffelsalat auf meinem Teller. Mein Glück war, zumindest in diesem Augenblick, vollkommen. Natürlich hat Lily auch von der urdeutschen Köstlichkeit mit Pelle etwas abbekommen. Den Stempel zur Wandelnadel gab es gratis in der Gaststätte, statt im grünen Kasten, dazu. Wenn Hund und Herrchen glücklich sind sowie Frauchen zufrieden lächelt, ist die Welt in Ordnung. Es lohnt sich, das Christianental zu besuchen und das nicht nur, um eine Bockwurst auf dem Teller zu haben. Oberhalb der Gaststätte gibt es außerdem eine große Voliere mit prächtigen Greifvögeln darin zu besichtigen und am Waldesrand überragen stolze Mammutbäume aus Kanada deutsche Bäume um einige Meter. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen datieren die 40 Meter hohen Bäume auf über 150 Jahre. Damit zählen die Exemplare im Christianental zu den ältesten in Deutschland. Wie sie dort am Rand einer großen Waldwiese stehen, sind sie eine Augenweide. Ganz sicher werden wir wieder zu diesem Ort fahren und das nicht nur der Bockwurst wegen. Von hier aus kann man die Stempelstelle mit der Nummer 31 auf dem Agnesberg erwandern, zum Schloss gehen und von da aus dem Talweg folgen, auf dem die Wernigeröder Schlossbahn fußmüde Schlossbesucher nach unten kutschiert. Darauf freue ich mich jetzt schon.
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, zufälligen Begegnungen und Entdeckungen im Harz.